JOHANNISKRAUTÖL SELBER MACHEN: ANLEITUNG + REZEPTE

Johanniskrautöl selbermachen

Johanniskrautöl – auch Rotöl genannt – gehört in jede Hausapotheke.

Äußerlich angewendet wirkt Johanniskrautöl schmerzlindernd, wundheilungsfördernd, durchblutungsfördernd, muskelentspannend, antibakteriell, antioxidativ, entzündungshemmend und pflegend bei gereizter und irritierter Haut.

Es kann deshalb für vielerlei Beschwerden (siehe weiter unten) eingesetzt werden.

Johanniskrautöl (Rotöl) ist ein Ölauszug (= Mazerat) von Johanniskrautblüten in einem fetten Öl – üblicherweise Olivenöl. Durch den Wirk- und Farbstoff Hypericin erhält es seine rote Farbe.

In der Aromatherapie und Aromapflege wird das Johanniskrautöl gerne als Trägeröl für ätherische Öle (für Einreibungen oder Auflagen) verwendet – weil es die Wirkung von ätherischen Ölen bei vielen Beschwerden unterstützen kann.

Johanniskrautöl selbermachen

Johanniskrautöl – INHALTSSTOFFE:

Die wichtigsten Wirkstoffe in echtem Johanniskraut (Hypericum perforatum) sind Hypericin und Hyperforin; weiters Flavonoide, Bioflavone, Gerbstoffe und ätherische Öle.

Hypericin wirkt bei der dermalen Anwendung (auf der Haut) von Johanniskrautöl antiviral (gegen behüllte Viren), antimikrobiell und entzündungshemmend. Es ist auch für die photosensibilisierende Wirkung verantwortlich (siehe weiter unter bei „Nebenwirkungen“).

Hyperforin wirkt bei der dermalen Anwendung entzündungshemmend und auch antimikrobiell. Oral eingenommen ist Hyperforin für die antidepressive Wirkung verantwortlich.

Das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe (Synergie) ergibt am Ende die Wirkung des Johanniskrautöls.

Johanniskrautöl – WIRKUNG:

  • Schmerzlindernd
  • Durchblutungsfördernd
  • Muskelentspannend
  • Hautpflegend
  • Wundheilungsfördernd
  • Entzündungshemmend
  • Antibakteriell
  • Antioxidativ

Johanniskrautöl – ANWENDUNGEN:

  • Rheumatische Beschwerden
  • Ischiasschmerzen
  • Verspannungen
  • Muskelkater
  • Stumpfe Traumen (Prellungen, Verstauchungen, Blutergüsse)
  • Leichte Verbrennungen
  • Sonnenbrand
  • Gereizte und irritierte Haut
  • Kleine Wunden
  • Narben

SO ERKENNST DU ECHTES JOHANNISKRAUT

Echtes Johanniskraut ist eine anspruchslose Pflanze mit goldgelben Blüten, die oft an Wegrändern und auf Magerwiesen wächst. Es blüht ab Mitte Juni bis in den August hinein.

So unterscheidest du Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) von anderen Johanniskraut-Arten:

BLÜTEN:

Johanniskraut Blüte (Hypericum Perforatum)

Wenn du die Blüten- und Blütenknospen zerreibst, dann tritt der typische rote Farbstoff Hypericin aus („Blut des Hl. Johannes“).

Johanniskraut_Reibetest_Hypericin

BLÄTTER:

Die Laub-Blätter erscheinen durch ihre Öldrüsen wie “durchlöchert” (perforiert) –  daher auch der botanische Name des Echten Johanniskrauts: Hypericum „perforatum“.

Johanniskraut_Blatt_Öldrüsen Johanniskraut Laubblätter

 

JOHANNISKRAUT-BLÜTEN ERNTEN

BITTE, wenn du dir beim Pflanzenbestimmen NICHT sicher bist, dann nimm jemanden mit, die/der sich damit auskennt!

Johanniskraut sammeln

  • Such dir einen Platz, weit weg von vielbefahrenen Straßen.
  • Ernte gegen Mittag an einem sonnigen Tag, dann ist die Konzentration an Wirkstoffen am höchsten.
  • Die meisten Inhaltsstoffe sind in den gerade entfalteten Blüten und den Blütenknospen enthalten.
  • Reiss die Pflanze nicht mit der Wurzel aus, sonder schneide entweder die Stengel mit einer Schere ab, oder pflücke die Blüten direkt in eine kleine Papiertüte.
  • Nimm nur so viel, wie du wirklich brauchst!
  • Lass die Blüten zuhause für einige Stunden – auf einem Küchentuch ausgebreitet – anwelken, damit überschüssige Flüssigkeit entweichen kann (das reduziert das Risiko, dass dir der Ölauszug vergammelt/verschimmelt) UND Käferlein entfleuchen können (du willst ja keinen Insekten-Auszug herstellen ;-).

DIE AUSWAHL DES AUSZUGÖLS:

Üblicherweise wird Johanniskrautöl in einem hochwertigen Olivenöl ausgezogen (mazeriert).

Olivenöl ist nicht nur preisgünstig und relativ oxidativ stabil (d. h. es wird nicht so schnell ranzig), sondern hat auch heilungsfördernde Wirkungen: durchblutungsfördernd, erwärmend, schmerzstillend, hautpflegend und heilungsfördernd.

Alternativ kannst du auch Sesamöl verwenden, das ähnliche Eigenschaften hat.


JOHANNISKRAUTÖL SELBERMACHEN

SCHRITT-FÜR-SCHRITT-ANLEITUNG


Johanniskrautöl selbermachen

Das brauchst du:

  • Eine kleine Handvoll Johanniskrautblüten und Blütenknospen.
  • 250 ml frisches, qualitativ hochwertiges, kaltgepresstes Olivenöl
  • Sauberes Glasgefäß mit Deckel (250 ml) – z. B. ein Marmeladeglas

So geht’s:

  1. Das Pflanzenmaterial auf einem Küchentuch ausbreiten und einige Stunden anwelken lassen.
  2. In der Zwischenzeit haben auch die Käferlein Gelegenheit, sich zu verziehen.
  3. Die Blüten locker bis ⅔ ins Glas füllen.
  4. Mit Olivenöl übergießen – dabei das Glas ganz anfüllen.
  5. Die Blüten sollen vollständig mit Öl bedeckt sein und auch mit Öl umspült sein.
  6. Am ersten Tag nur mit Gaze oder Küchenpapier abdecken – damit Kondenswasser entweichen kann. Am nächsten Tag kannst du dann den Deckel draufschrauben.
  7. a) Für eine intensive Rotfärbung (Rotöl) den Ansatz an in der Sonne bis zu 8 Wochen ausziehen lassen.
    b) Für einen schonenden Auszug den Ansatz im Zimmer oder einer hellen Fensterbank (aber nicht in der prallen Sonne) 10 – 14 Tage ausziehen lassen.
  8. WICHTIG: Jeden Tag (!) schwenken (aber nicht wild schütteln) – so gehen die Wirkstoffe in das Öl über UND es wird dem Schimmel- und Keimwachstum vorgebeugt. Achte dabei auch darauf, dass dabei keine Blüten am Deckel kleben bleiben!
    Achtung: Pflanzenmaterial + Öl +  Keime + Sauerstoff  = Fäulnis oder Schimmelbildung.
  9. Schließlich durch ein sauberes Tüchlein oder Sieb abseihen.
  10. In ein dunkles Glasfläschchen füllen und beschriften (+ Datum!)
  11. Fertig!

Haltbarkeit:

6 – 9 Monate

Johanniskrautöl selbermachen Johanniskrautöl selbermachen

Johanniskrautöl selbermachen

IN DER SONNE AUSZIEHEN, ODER NICHT?

Damit Johanniskrautöl eine tiefrote Farbe erhält, ist es üblich, die Johanniskrautblüten bis zu 8 Wochen in der Sonne auszuziehen. Durch die Sonnenstrahlung wandeln sich auch Vorstufen des Hypericins (Protohypericin und Protopseudohypericin) in das rote Hypericin um. So gelangt durch einen Ansatz in Sonnenlicht mehr Hypericin in das Öl: Das, welches schon in der Pflanze vorhanden war UND das, welches durch Lichteinwirkung aus den Vorstufen des Hypericins entsteht.

Ich muss ich dir aber ehrlich sagen, dass ich das selbst nicht so mache. Warum?

Weil durch die Sonneneinstrahlung oxidative Prozesse stattfinden – auf gut Deutsch: Das Öl kann schneller ranzig werden und Peroxide, die sich hier bilden können, könnten empfindliche Haut reizen.

Deshalb ziehe ich persönlich Johanniskrautblüten – wie auch alle anderen Ölmazerate – im Zimmer aus. Allerhöchstens stelle ich es auf eine helle Fensterbank – aber nicht in die pralle Sonne. Und nach spätestens 2 Wochen ist bei mir auch Schluss. Irgendwann beginnt sich das Pflanzenmaterial einfach zu zersetzen, und das Risiko von Kontaminationen (z. B. Schimmelbildung) steigt.

Heike Käser erklärt auf ihrer großartigen Seite Olionatura, was du beim Herstellen von Mazeraten beachten musst – und vor allem den Zusammenhang zwischen Auszugszeit und Temperatur, etc.

Entscheide also selbst, wie du das halten willst. :-)

Anmerkung: Durch das Sonnenlicht werden Protoverbindungen (Vorstufen) des Hypericins (Protohypericin und Protopseudohypericin) „aktiviert“ (durch Zyklisierung in Hypericin bzw. Pseudohypericin umgesetzt). So gelangt durch einen Ansatz in Sonnenlicht mehr Hypericin in das Öl: Das, was schon in der Pflanze vorhanden war UND das, was durch Licht entsteht.

 

Johanniskrautöl – NEBENWIRKUNGEN:

Hochdosierte Johanniskrautpräparate (z. B. in Kapseln) können a) die Wirkung von manchen Medikamenten (Psychopharmaka, Anti-Baby-Pille, Blutverdünner, u.a.) beeinträchtigen und b) die Empfindlichkeit der Haut gegen Sonnenbestrahlung erhöhen.

Diese Wirkung der oralen Einnahme von hochdosieren Johanniskrautpräparaten ist aber nicht 1:1 auf die dermale Anwendung (auf der Haut) von Johanniskrautöl zu übertragen!

a) Die dermale Anwendung von Johanniskrautöl/Rotöl beinträchtig die Wirkung von Medikamenten aber NICHT! Dazu ist der Gehalt an Hyperforin einerseits zu gering und andererseits wird dieses „große“ Molekül kaum über die intakte Haut aufgenommen.

b) Dagegen kann sich – meines Wissens nach – aber die Empfindlichkeit der Haut gegen Sonnenbestrahlung bei der dermalen Anwendung von Johanniskraut ebenfalls leicht erhöhen. Verantwortlich für diese „photosensibilisierende“ Wirkung ist der rote Wirk- und Farbstoff Hypericin

Verwende Johanniskrautöl deshalb am besten abends bzw. setze die Haut nach Anwendung nicht intensiver Sonnenbestrahlung aus.


ANWENDUNGEN MIT JOHANNISKRAUTÖL


Du kannst Johanniskrautöl einfach pur auf die Haut auftragen und sanft einmassieren (Indikationen siehe oben “Johanniskrautöl – Anwendungen”) oder zusätzlich mit ätherischen Ölen vermischen, um die Wirkung noch weiter zu verstärken oder zu ergänzen.

Rotöl selbermachen

Massageöl bei Verspannungen und Muskelschmerzen:

  • 30 ml Johanniskrautöl (Mazerat)
  • 7 Tropfen Pfefferminze (Mentha piperita) (ätherisches Öl)
  • 7 Tropfen Lavendel fein (Lavandula angustifolia) (ätherisches Öl)

Erkältungsöl bei Erkältungen für Erwachsene:

  • 30 ml Johanniskrautöl (Mazerat)
  • 15 Tropfen Eukalyptus radiata (Eucalyptus radiata) (ätherisches Öl)

Erkältungsöl bei Erkältungen für Kinder:

  • 30 ml Johanniskrautöl (Mazerat)
  • Kinder: 10 Tropfen Cajeput (Melaleuca cajuputi) (ätherisches Öl)
  • Kleinkinder: 6 Tropfen Majoran (Origanum majorana) (ätherisches Öl)

Schüttellotion bei Sonnenbrand:

In ein mit Weingeist desinfiziertes Sprühfläschchen füllen.

Vor Gebrauch immer sehr gut schütteln.


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Damit wünsche ich dir viel Freude beim Kräutersammeln und gutes Gelingen beim Ansetzen deines eigenen Johanniskrautöls!

Dufte Grüsse, Margareta

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PS: Ich bedanke mir bei Dr. Iris Stappen von der ÖGwA für ihrer Hilfe bezüglich der Inhaltsstoffe und deren Wirkungen des Johanniskrauts!

15 Kommentare

  • Edgar Theisen-Haas

    Reply Reply 30. Juni 2019

    Wieder einmal eine wunderbar ansprechende Anleitung von Margareta mit herrlichen Bildern und gut nachvollziehbaren einfachen Rezepten, wie man es von ihr gewohnt ist. Man kriegt direkt Lust rauszugehen und sie umzusetzen.

    • Margareta Ahrer

      Reply Reply 1. Juli 2019

      Vielen, vielen Dank liebe Edgar! Ich bin gerade in Deutschland unterwegs und das Johanniskraut wuchert hier quasi wie das „Unkraut“. Da werd ich auch ganz wuselig!

      LG, Margareta

      • Esther

        Reply Reply 22. Juli 2020

        Liebe Margareta,
        Danke einmal mehr für diesen informativen, gut verständlichen Artikel! Das könnte ein neues Projekt für nächstes Jahr werden! Könnte ich Johanniskraut auch im Garten anpflanzen? Wie gehe ich da vor, einfach in der Gärtnerei nachfragen? Oder muss es wild gesammelt werden, ist die Wirkung besser? Leider hab ich nicht so einen grünen „Daumen“, aber um selber Mazerate herzustellen wäre ich motiviert. Herzliche Grüsse
        Esther

  • Simone Scholz

    Reply Reply 1. Juli 2019

    Vielen lieben Dank für diese schöne und ausführliche Anleitung. Der Beitrag ist schön und anschaulich geschrieben und auch erklärt, da kann ja nix mehr schief gehen.Ich habe nämlich extra Johanniskraut im Garten angepflanzt. Nun habe ich richtig Lust bekommen mein Johanniskrautöl herzustellen. Liebe Grüße Simone

  • Christine Feik

    Reply Reply 29. Juni 2020

    herrlich so ein selbstangesetztes Johanniskrautöl☀️☀️☀️☀️
    Superschöner Beitrag – wie immer, liebe Margareta!👌
    Ich quetsche die Blüten und Knospen immer noch ein bisserl mit einer Glasflasche – quasi so wie mit einem Nudelwalker – und gebe dann ins fertige Öl immer ein bisserl Kirschbaumharz. Hab irgendwann einmal gehört, dass dies konservierende Wirkung haben soll. Und in der Tat hielten meine Öle – trotz Sonnenauszug – immer recht lange :)

    • Margareta Ahrer

      Reply Reply 29. Juni 2020

      Vielen Dank liebe Christine, für deine Tipps! Werd ich bei Gelegenheit einmal ausprobieren! Liebe Grüße! Margareta

  • Iryna Mathes

    Reply Reply 8. Juli 2020

    Vielen Dank liebe Margareta,
    sehr interessant, informative und hübsch präsentiert!

    Liebe Grüße
    Iryna

  • Brigitte

    Reply Reply 13. Juli 2020

    Ich möchte mal ein herzliches Dankeschön dalassen! Die Seite ist super, die Rezepte ein Traum! Da merkt man, dass hier alles mit Herz gemacht wird! :)

  • Malina

    Reply Reply 23. Juli 2021

    Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung und die Rezepte!
    Ich habe vor 1 Woche Johanniskrautöl angesetzt und in der Anleitung stand, dass die Blüten gehackt werden sollten. Nun ist das Brett, auf dem ich sie gehackt habe total rot aber das Öl leider nicht… würde es Sinn machen, frische Blüten zu sammeln und dazu zu tun? Der Farbstoff scheint ja dann auch der Wirkstoff zu sein (also hauptsächlich am Brett zu kleben)
    Vielen Dank für euer Feedback🙂

    • Bianca P.

      Reply Reply 23. Juli 2021

      Liebe Malina,
      woher hast du die Anleitung „Blüten vorher hacken“? Bei Margaretas Artikel werden die Blüten als ganzes verwendet und so kenne ich dies auch. Du kannst aber gerne noch Blüten hinzufügen und noch mal ca. 1 Woche ziehen lassen. Bitte bedenke aber: du wirst noch ein Pflanzenöl hinzufügen müssen und es kommt wieder Sauerstoff hinzu.
      Keine Sorge, mein Johanniskrautöl ist auch nie so rot, wie auf manchen Bildern. Vielleicht liegt es bei dir auch daran, dass der rote Farbstoff auf deinem Brett gelandet ist.
      Falls du dir unsicher bist: setze ein neues Mazerat mit ganzen Blüten an, aber dein jetziges kannst du trotzdem verwenden!

      Liebe Grüße
      Bianca

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